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STARKIII alternativlos? Nein! Der Unterschied zwischen 4,8 Mio € und 1,6 Mio €?

In den vergangenen und kommenden Wochen werden sich Bildungsausschüsse und  Stadträte vieler Kommunen mit der Frage STARKIII beschäftigen müssen. Betroffen sind meistens Städte und Gemeinden mit Mehrfach-Schulstandorten. Andere haben so gut wie keine Chance, den Demografie-Check zu erfüllen.

Das Problem der Mehrfachstandorte von Grundschulen und Kitas besteht jedoch darin, dass die Erfüllung des "Demografie-Checks" in den meisten Fällen bis 2030 die Schließung von zwei bestehenden Grundschulen erfordert, auch wenn die Zielschule schon 80 -120 Kinder zählt. Genau so verhält es sich mit den Kitas.

Wir hören und erleben dann wieder die Argumentation: Wir können nichts gegen die Vorgaben machen. Wir haben Investitionsstau und anderswoher kriegen wir das Geld nicht. So, als ob das gesamte Projekt fremdfinanziert würde. Das trifft jedoch nicht zu.

Setzen wir mal 1/3 Gemeindeanteil für die Projektfinanzierung.

Der tiefste Trägeranteil an STARKIII beträgt 30% und steigt bis gegen 40%. Die Kommune finanziert ein solches STARKIII also mit einem erheblichen Eigenanteil und verschuldet sich. Dieser Kredit muss amortisiert werden und nur zu oft sind es dann die Ortsteile, welche bei diesem Poker um weitere Investitionen leer ausgegangen, gleich zum zweiten Male gestraft werden. "Wir haben jetzt wegen des STARKIII-Projektes höhere Kredittilgungsraten und müssen unsere Investitionen auf das absolute Minimum beschränken".Dies die Erklärung.

Dieselbe Summe anders eingesetzt? Staun staun. 

Wenn sich also Kommunen auch mit STARKIII beachtlich verschulden müssen, sollte nicht zuvor überlegt werden, ob dieses Geld evt. auch anders ausgegeben werden könnte? Vor allem: Wo liegt eigentlich der Sinn einer sündhaft teuren Schulsanierung auf Passivhaus-Standard, wenn Fachleute gerade bei Schulen deren Effizienz bezweifeln? Beispielsweise wegen der Tatsache, dass der größte Kostentreiber die Volldämmung der Fassaden ist, welche aber im Gesamtprojekt nur zu 15% Energie-Ersparnis bringen? Daneben die Tatsache, dass  diese Energiebilanz (und darum soll es ja bei STARKIII gehen) alleine durch den Schülerverkehr, welcher täglich 4 Fahrten zur 12 km entfernten und laut STARKIII zu schließenden Grundschule beinhaltet,  mehr als ins negative verändert wird (dazu kommen noch die Leerfahrten zum und vom Busdepot!).

Realisiert:

  • STARKIII-Projekt veranschlagt mit 4,8 Mio €, Schulträgeranteil 1,6 Mio €. Laut Demografie-Check hat der Schulträger jedoch die zweite (bestandsfähige) Schule im Ort zu schließen.
  • Entscheid des Stadtrates: Keine STARKIII-Sanierung, aber der Eigenanteil wird für die Sanierung des geplanten Objektes verbaut.
  • Das ist auch passiert: Gebäude Typ Erfurt II:  3. Etage abgetragen,  Fassade Volldämmung, Dach neu, Fenster neu,  Feuerschutz top (Jedes Klassenzimmer kann auf zwei Wegen verlassen werden, aut. Feuerschutztüren in den Korridoren), Möblierung zu 50% neu, Computerkabinette neu (auch für zweiten Schulstandort !), Sanfte Renovation aller Klassenzimmer. Integration der örtlichen KITA in separatem Anbau, damit Einsparung der Betriebskosten des bisherigen Gebäudes (noch nicht abgeschlossen). Seit Monaten in der Bewilligungsschlaufe: Blockheizkraftwerk über STARKV.
  • Totalkasten im Budgetrahmen! So, jetzt kann man natürlich nachfragen: WAS bitte hätte STARKIII für weitere 3,2 Mio € Kosten an wirklichem Mehrwert geliefert?
  • Gewinnposition der Kommune: Der zweite Schulstandort bleibt bestehen und sollte er 2022/23 tatsächlich unter die Mindestschülerzahlen fallen, so ist genügend Platz im bestehenden Gebäude vorhanden. 

Dieselben Mühen, aber Gesetz des Handelns gesichert!

Die Kommune ächzt also unter derselben Schuldenlast wie bei STARKIII. Allerdings besteht ein feiner Unterschied: Weiterhin besitzt sie zwei Ortsteile mit Grundschulen, welche für Familien mit Kindern attraktiv sein können und für die benachbarten Ortsteile kurze Wege garantieren. Das Gesetz des Handelns bezüglich Erhalt zweier eigentlich bestandssicherer Schulen bleibt in der Kommune. Ein wesentlicher Faktor für die Zukunftsgestaltung derKommune.

DIESE Tatsache kann im ländlichen Raum nicht hoch genug gewertet werden.




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