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Sommertheater (2) : "Schulqualität oder völlig erstarrtes Personalplanungsmuster?"

In unserer Petition haben wir bewusst ein Mindestschulgröße mit 15 Schülern in den Raum gestellt. Eine Schule mit 15 Kindern in der 1.-4. Klasse wäre demzufolge in einem Schulverbund problemlos führbar und die Personaleinsatzplanung ist möglich, wie sich an vielen bestehenden Schulstandorten in Österreich und der Schweiz seit Jahren feststellen lässt.

Gleichzeitig wurde bei allen Anhörungen dargelegt, dass es sich bei der Zahl 15, um einen Wert handelt, der bei den damaligen Schülerzahlen (Mindestschülerzahlen 40 im Jahre 2013) so gut wie nie erreicht würde. Bei der angestrebten Mindestschülerzahl 60 sei von perspektivischen Schülerzahlen im Jahre 2025 von 35 -45 auszugehen. Diese Schulen müssten im Interesse um die Zukunft des ländlichen Raumes zwingend gehalten werden.

Weiter legten wir dar: Die gesamte Schulentwicklungsplanung sei aus Sicht des Aktionsbündnisses Grundschulen vor Ort nicht mit "heutigen Mindestschülerzahlen" sondern mit perspektivischen Mindestschülerzahlen aufzugleisen, also z. B. mindestens 30 oder 25 Kinder im Jahre 2030. Dadurch entstehe Planungssicherheit. Diesen Weg hat der Freistaat Sachsen in der Zwischenzeit gewählt!  Genau DIESE Methode verwendet übrigens STARKIII im Demografie-Check, allerdings mit horrenden Richtwerten!  

Die Zahl 15 hätte jedoch eine zweite Bedeutung, führten wir aus, indem auf die Schülerzahl 15 eine Vollzeitstelle zugewiesen würde. 

Dargestellt wurde dies alles in Form von Praxisbeispielen bestehender Schulgemeinden in Sachsen-Anhalt. Hier am Beispiel der Gemeinde Südharz, ganzer Beitrag hier nachzulesen.


NICHT berücksichtigt wurden ganz bewusst die pädagogischen Mitarbeiter, welche zu einem noch höheren Versorgungsgrad führen.  Mit dieser Personalausstattung ist geklärt, dass sowohl Fachunterricht wie AG´s gesichert sind, ebenso Unterrichtsdifferenzierung und noch Vieles mehr. Die Unterrichtsqualität ist keineswegs in Frage gestellt.

Zur 100% Vollzeitstelle:  Das bedeutet nun nicht, dass eine Person zwingend eine 100%-Stelle annimmt, sondern, dass diese durchaus auf zwei oder drei Personen aufgeteilt sein kann. Auch das wurde schriftlich und mündlich dargelegt.
Damit beginnen wohl die Verständnisprobleme im Kultusministerium, welches diesen Gedanken nicht zu gehen bereit ist. 

Die Vollverweigerung des Kultusministeriums.

Das Ministerium bringt es nämlich  fertig, unsere Vorschläge weder substantiell zu erwähnen, noch zu vergleichen mit dem, was in den vermeintlich großen und "guten" Schulen auf Grund der Unterrichtsversorgung angeboten wird. Nein, man ergeht sich in allgemeinen Aussagen, welche mit nichts, aber gar nichts unterlegt sind. Heraus kommt dabei die Grundaussage, die wir seit 2013 kennen. Kleine Schulen = Schlechte Schulqualität, personell organisatorisch nicht zu bewältigen, Vertretung im Krankheitsfall.  
Und: Unser Vorschlag wird reduziert auf: Schulen mit 15 Kindern wollen wir (und die Eltern!) nicht. Dass es in Sachsen-Anhalt um Schulen mit 40-60 Kindern geht und unser Vorschlag deren Erhalt sichern will, wird mit keinem Wort erwähnt:


Der organisatorische Aufwand steigt bedeutend? Nein! Wenn das Landesschulamt die Kompetenz zur Personaleinsatzplanung den jeweiligen Schulleitungen übergibt, hat es sich nur noch um die Lohnabrechnung zu kümmern.  Weshalb qualitativ Abstriche zu erwarten sind, wird nicht begründet.


Nach Lust und Laune wird also von zentraler Verwaltung gesprochen, um organisatorische Bedenken anzufügen und von einem Einzelstandort (ohne Schulverbund), um zu erklären, eine Lehrkraft schaffe das nicht. Unser obiges Beispiel zeigt sehr klar, dass das sehr gut funktioniert. Fachlehrer arbeiten schon heute in Teilzeitpensen und sind mobil!


Mit den Kindern hat das schon mal gar nichts zu tun, andernfalls müsste man davon ausgehen, dass auch in "großen" Schulen, der Einsatz von Fachlehrern den "Tagesrhytmus der Kinder stört". Es geht hier nicht um Schulqualität, sondern um die Tatsache, dass laut Kultusministerium Klassenlehrer als Beamte 100% zu arbeiten haben. All die abgelehnten Gesuche um Altersteilzeit etc. zeigen, dass längst nicht alle Lehrkräfte in diesem starren System weiter arbeiten möchten, eine solche Entlastung durchaus willkommen wäre. 

Verbeamtete Lehrkräfte befinden sich in praktisch unkündbarer Position und sind zu 100% einzusetzen. DAS ist die heilige Kuh aus dem letzten Jahrhundert, daran richtet sich die gesamte Personalplanung in diesem Lande aus und die gehört schon längst vom Eis geschleppt. DARAN hat sich Unterrichtsorganisation auszurichten, diesen Unterricht müssen Kinder über sich ergehen lassen. Das ist noch längst kein Garant für Schulqualität. Wieder steht Organisation VOR kindgerechtem Unterricht!


Stattdessen "hätten weniger inhaltliche Angebote", "AG´s können nicht vorgehalten werden". Stimmt nicht!  Genau DAS, was wir im obigen Beispiel anhand des Personalschlüssels im Schulverbund belegen: Ein reichhaltiges Angebot kann sehr wohl sicher gestellt werden. Darauf wird nicht eingegangen.

Darauf MUSS aber eingegangen werden, weil mit diesem Vorschlag ein gesamtwirtschaftlich viel wertvolleres Modell bei gleichbleibend hoher Schulqualität garantiert wird!  Nein, stattdessen die Plattitüde, welche wir seit 2013 kennen. Kleine Schulen sind schlechte Schulen. DAS ist schon längst durch die Praxis widerlegt und die Funktionsfähigkeit ist eben auch perspektivisch belastbar. Der ganze Beitrag zum nachfolgenden Beispiel mit den Erläuterungen:


Sturheit des Systems:

Diese Landesregierung lässt kaum einen Monat verstreichen, in welchem nicht aus irgendeinem Ministerium mit Verweis auf  demografischer Wandel Veränderungen angekündigt oder eingefordert werden. Der Grundtenor dabei: Immer weniger Leute im Land  erfordern immer größere Verwaltungseinheiten, erfordern immer mehr Bürgerengagement... Ob diese Maxime das Land Sachsen-Anhalt weiter bringen wird? Die jährlichen Statistiken lassen Anderes vermuten....

Klar, so betrachtet steht unser Vorschlag aus Verwaltungssicht quer in der Landschaft - für DIESE Landesregierung. Andere Bundesländer sehen dies völlig anders und arbeiten bereits mit Planungsgrundlagen, welche wir hier mit unserer Petition vorschlagen. 

Dass sich jedoch ein Fachgremium mit einem beachtlichen Mitarbeiterstab einer inhaltlich sehr konkreten Petition fachlich nicht anzunähern wagt, ist mehr als ernüchternd. Geradezu beschämend wird es, wenn dann "Argumente" konstruiert werden, welche völlig quer in der Landschaft stehen, nur um daraus abzuleiten, für Sachsen-Anhalt komme sowas nie in Frage.

Dazu mehr im 3. Teil.

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