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Grundschulen: Von Schulqualität, Personalengpässen, Lohnausständen und was das alles mit Schulschließungen zu tun hat!

Am Donnerstag beginnt in Sachsen-Anhalt das neue Schuljahr. Rund ein halbes Dutzend Schulstandorte bleiben bereits dieses Jahr leer für immer, andere schulen keine Erstklässler mehr ein - ein  Tod auf Raten, nicht nur für die Schule selbst, oft auch für den betroffenen Schulstandort. Eigentlich ist ja Bildung und Schule etwas Positives, mit Freude Verbundenes, so wie der Anlass der Einschulung, an welchem die jüngsten Schülerinnen und Schüler in einer speziellen Zeremonie ihre Zuckertüten erhalten. Ja, so müsste es sein. Freude, Optimismus, Motivation.

So liest man dann gespannt die Zeitungen durch, was sich alles Neues tun wird und stößt in den vergangenen Tagen auf folgende "Schlag"-Zeilen. Die Auflistung soll zeigen, dass es sich keineswegs um Einzelfälle, sondern um einen Flächen deckenden bildungspolitischen Kahlschlag der Landesregierung handelt. Diese Meldungen werden in den kommenden Monaten zunehmen, genau so die Proteste und so mag auch keine rechte Freude
am beginnenden Schuljahr aufkommen. 


Wenn man sich nun diese Schlagzeilen durchliest, vielleicht in den einzelnen Artikeln rumstöbert dann stellt sich eigentlich sehr schnell die Frage. In welchem Zustand befinden sich denn eigentlich unsere Grundschulen? Wie kommt es, dass 11,3% unserer Schüler keinen Abschluss haben. Was wird da alles an Infrastruktur aufgegeben, um sie andernorts wieder neu zu errichten und gleichzeitig zu behaupten, damit steige die Schulqualität (auch wenn Kinder als Folge täglich über 90 Minuten Schultransport über sich ergehen lassen müssen). Was ist das für ein Arbeitgeber, der nicht in der Lage ist, vorgesehene Funktionen personell zu besetzen und falls das gelingt, entsprechend den Funktionszulagen zu entschädigen?? Worauf müsste sich ein privater Arbeitgeber in diesem Falle gefasst machen? Neue Schulformen wie Inklusion gibt es NICHT zum Nulltarif, ansonsten verkauft man eine Mogelpackung!

Diese Einheitsschule wird nicht funktionieren !
Praxis und Untersuchungen zeigen, dass gerade im Grundschulalter Anbindung an den Wohnort ein ganz entscheidender Faktor für die Lernentwicklung der Kinder sind, dass die Schule im Dorf durch die Anteilnahme der Eltern und ihre Funktion im kulturellen Leben ein zentraler Infrastruktur-Bestandteil ist. Um diese Qualität aufrecht zu erhalten, sind es Bundesländer wie Bayern, neuerdings auch Niedersachsen, vor allem jedoch Österreich, die Schweiz und die nordischen Staaten, welche mit Kleinstschulen auf diese Herausforderungen reagieren und damit großen Erfolg haben. Wer sich mit den pädagogischen Aspekten auseinandersetzt, wird sehr schnell von diesen Lösungen überzeugt sein.

Grundschulplanung in Sachsen ist derzeit lediglich eine Sparübung ohne Qualitätssteigerung

  • Marode Grundschul-Infrastruktur mit EU-Subventionen aufpeppen und den betroffenen Standortgemeinden neue Schulden aufhalsen. Gleichzeitig werden Transportkosten in Millionenhöhe den Kreisen aufgehalst, wo ist da der Spareffekt?
  • Vermeintliche Ersparnis von Lehrerstellen, welche dann andernorts eingesetzt werden können.
  • Abbau von Schulleiter-Planstellen, welche nicht besetzt werden können.
  • Ländlichen Raum entschulen, da man keine Lehrkräfte findet. (Verkehrte Argumentation, denn angesichts der unsicheren Lage Schließung ja/nein legt sich niemand auf diese Stellen fest.)
  • Qualitätssprünge dank Themenschule, 2 altersdurchmischten Projektstunden usw. sind in erster Linie schöne Verpackung. Damit ist noch lange keine Qualität erreicht.
Diese ganze Klitterei ist mit flexiblen Schulmodellen  nicht nötig. Keine Schulschließungen, keine Schülertransporte, keine Millioneninvestitionen in neue Schulstandorte und Aufgabe anderer sanierter Schulanlagen. Trotzdem würde massiv Geld gespart und dank Aufrechterhaltung der ländlichen Infrastruktur Einnahmen generiert.

Wieviel Geld wird mit dieser Schulverordnung gespart? Das bestgehütete Geheimnis derzeit... 
Lehrerlöhne sind ein  Spar-Aspekt. Den erreicht man jedoch auch mit altersdurchmischtem Lernen und Klassen von 15-20 Schülern. 2 Lehrkräfte an Stelle von 4 Lehrkräften an einer Schule mit 40 Kindern sind KEIN Qualitätsabbau, sondern eine reelle Kostenersparnis, sofern das Gesetz dazu Hand bietet. Das ist in Sachsen Anhalt NICHT der Fall.

Hier gibt es EINEN Typ Schule, egal ob Stadt oder Land und gleichzeitig wird behauptet, das sei preiswert. DAS ist der Denkfehler und DESWEGEN wird diese Verordnung kaum über 2016 hinaus Bestand haben. Je früher sie auf öffentlichen Druck hin gekippt wird, um so besser. Dann muss weniger zurückbuchstabiert werden.


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